WIR TIROLER SIND LUSTIG
Wenn DJ Ötzi in Ischgl auftritt, kocht die Schiarena selbst bei Minusgraden. Hansi Hinterseers Fangemeinde unternimmt regelrechte Pilgerfahrten, um ihn live zu erleben. Beide Sänger stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Tiroler Musikerinnen und Musiker, die den kernigen Naturburschen oder die jodelnde Sennerin geben und stets lustig in einer vermeintlich heilen Welt singen, tanzen und wedeln.
Und beide berufen sich auf eine lange Tradition, die ihre Ursprünge in der Tiroler Volksmusik hat: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird bei Tirolerabenden geschunkelt und gefeiert; Heimatfilme, die in Tirol gedreht wurden, vermitteln nicht zuletzt durch volksmusikalische Einlagen eine unbeschwerte, fröhliche Welt. Im 19. Jahrhundert trugen vor allem Zillertaler Gesangsgruppen Tiroler Lieder in alle Welt, traten vor Königen und Zaren auf und brachten es so zu Ruhm und Wohlstand. Ihr Liedgut, ihre Trachten und ihr Lebensgefühl wurden zu einem wichtigen Werbeträger für den Tourismus, prägen das Bild vom Tiroler in der Welt seit zwei Jahrhunderten.
Was hat es auf sich mit diesem Genre, das sich schon so lange so erfolgreich behauptet? Das viele Einheimische begeistert, aber auch Japaner, Amerikaner, Deutsche und Wiener zum Mitsingen und Schunkeln animiert? Das das Image von Tirol als Land der lustigen Gesellen mit ebenso lustigen Madln wesentlich geprägt hat?
Genau das will die Ausstellung WIR TIROLER SIND LUSTIG im ANRASER PFLEGHAUS nicht nur erklären, sondern auch erlebbar machen. Mit einer Vielzahl von historischen wie zeitgenössischen Dokumenten und Ausstellungsstücken.
Mit Ausschnitten aus Heimatfilmen, Aufzeichnungen von Tirolerabenden und Tonaufnahmen von überlieferter Volks- und volkstümlicher Musik. Mit alten Werbefilmen und mit Berichten von den Olympischen Spielen, die erstmals moderne Medien zur globalen Verbreitung dieses Tiroler Feelings genutzt haben.
Natürlich kommt auch der Osttirol-Bezug nicht zu kurz: Es gibt Aufnahmen von einem Tirolerabend aus den 1980er Jahren zu sehen und natürlich vom legendären Sepp Huter mit seiner Großglocknerkapelle Kals.
Die Ausstellung ist multimedial, und sie ist auch interaktiv. Besucher können mit Kuhschellen ein Lied nachspielen und mit Torstangen einen Jodler „zusammenbauen“. Es gibt eine Textwand, an der kreativ das titelgebende Lied umgetextet werden kann, und instagram-taugliche Selfie Points. Alles in allem eine kurzweilige Ausstellung in den historischen Räumen des Pfleghauses, die Jung und Alt, Einheimische wie Gäste in den Bann zieht.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Sonja Ortner vom Tiroler Volksliedarchiv. Sie wurde bereits im vergangenen Jahr im Tiroler Volkskunstmuseum gezeigt. Der Besucherandrang war enorm. Denn diese Ausstellung ist sehr informativ und macht dazu noch gute Laune.